Ein ganz besonderer Reisebericht

Ganz besonders, weil: Verfasst von einem Menschen der Kategorie „Allerliebste Lieblingsmenschen“, meinem Vater. Wir waren drei Wochen in England, neun Tage mit unseren Eltern und unseren Freunden in Cornwall. Von dieser Woche erzählt mein Papa hier. Ich habe noch ein paar Fotos angehängt. Viel Freude beim Lesen!

Göttliche Aspekte in Cornwall 2023

Gottes Gegenwart und Eingreifen bemerken wir vor allem in dunkeln Zeiten, wenn es schiefläuft oder wir in Gefahr sind. Wenn alles rundläuft und es uns gut geht, denken wir bald einmal, das sei selbstverständlich und wir brauchten Gott jetzt nicht. – Das ist aber ein Irrtum. Er ist immer an unserer Seite. David sagt in Psalm 139:

            «HERR, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe – du weisst es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. Ob ich gehe oder liege – du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. Schon bevor ich anfange zu reden, weisst du, was ich sagen will. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir. Dass du mich so genau kennst, übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen!»

            Auch wenn David durch den Heiligen Geist Gewissheit hatte über das, was er da schrieb, wird er trotzdem immer wieder um Gottes Beistand und Schutz gebeten haben, was in vielen seiner Psalmen zum Ausdruck kommt. – Das sollten auch wir tun – und nicht vergessen, Gott dafür zu danken.

            Auch schön zu wissen und zu erfahren, dass Gott nicht nur grosse Dinge bewirkt, sondern sich auch um unsere kleine Sorgen kümmert. – Wieviel mehr dann um unsere grossen!

Hinreise

Flug mit EasyJet: Abflug in Kloten gute 3 1/2 Stunden später als angesagt. Immer wieder heisst es, die nächsten Informationen kommen in einer Stunde – und plötzlich, der Flug werde eventuell sogar gecancelt – was dann aber nicht der Fall ist. Zum Glück, denn in London Gatwick Nord wartet Franco, unser Schwiegersohn, mit seiner ganzen Familie, um uns abzuholen.

Mit vier Stunden Verspätung endlich am Ziel! Wir werden von sechs strahlenden Gesichtern erwartet und von allen umarmt – nichts von Frust zu spüren, weil sie sich beim Warten mit den Kindern die Zeit totschlagen mussten. Wir steigen in den 8-Plätzer-Bus samt allem Gepäck. Meine Tochter Sonja überlässt mir die ganze Zeit, wenn wir mitfahren, ihren bequemen Platz neben ihrem Mann.

Etwa 5 Stunden später, nach rasanter Fahrt durch schönste Landschaften, erreichen wir ein kleines Dorf, wo das Ferienhaus steht. Gut, Franco war früher ja auch mal Lastwagenfahrer und kennt sich zudem im englischen Strassenverkehr bestens aus. Dass alles gut und unfallfrei läuft, ist trotzdem nicht selbstverständlich. Thank you Lord

Das Haus

            Es erwartet uns ein typisches englisches Haus: kleines Schmiedeisentor, Vorgarten mit grossem runden Tisch zum Essen bei schönem Wetter; Eingangshalle mit Fauteuils, Cheminee, TV-Gerät; lange, eher steile Innentreppe zu den Schlafräumen, mit Teppich bespannt und kurzen Stufen, wo ich nur etwa mit halbem Fuss aufsetzen kann. Das Haus ist für 10 Personen eher klein mit den vier Schlafräumen. Irene und ich werden ins schönste, geräumigste beordert, als einziges mit WC und Dusche. Da nützt auch der Protest von meiner Frau nichts; ich hingegen protestiere nicht… und geniesse es.

            Obschon mir die Treppe ein wenig Bauchweh bereitet hat, rutsche ich nie aus. Immerhin steigt man da viele Male am Tag auf und ab. Aber es geht alles gut. Thank you Lord

Die Brotbackmaschine

            Das mit unserer Tochter befreundete ältere Ehepaar aus Coventry, Philip und Catherine, ist selbständig hierhergefahren. Catherine hat ihre Brotbackmaschine mitgenommen. Schon auf unserer Fahrt beschwört mich meine Tochter Sonja, dann ja nicht zu lachen oder zu spotten, sondern Ausdrücke wie nice, excellent o.ä. zu sagen. Das reizt mich, Sätze auf Englisch zu formulieren wie: What is that for a terrible machine? oder: What is this nonsense for? usw. – Wir haben sehr gelacht.

            Eines späten Nachmittags füllt Catherine Wasser, Salz, Hefepulver, etwas Olivenöl und Mehl in ihre Maschine, alles wohlabgemessen. Sie schaltet ein, ruft mich, ich soll durchs Schauglas gucken. Ich spotte nicht und bin gespannt. Dann lässt sie die Maschine arbeiten. – Nach 3 Stunden nimmt sie ein grosses Kastenbrot heraus, etwa 35 x 15 x 18 cm, und stellt es auf den Morgentisch. – Ich gestehe: Es ist ein sehr gutes, «leckeres» Brot!

Die Ausflüge

            Jeden Tag muss was laufen, sind doch die vier Enkel dabei, von 10 bis 15 Jahren. Mit beiden Autos fahren wir zuerst durch bezaubernde Sträucher-Tunnels, wo nur ein Auto durchkommt. An wenigen Ausweichstellen kann der Gegenverkehr passieren. Dann geht’s an einen im Voraus gewählten Strand, wir im Wagen der Engländer. Die Fusswege für das letzte Stück sind für mich manchmal ziemlich beschwerlich. Auf dem Hinweg tappe ich meist recht langsam und vorsichtig, auf dem Rückweg geht es aber zack… besonders, wenn das Ziel ein Restaurant ist. – Irene hält sich stets an meiner Seite, während die andern hie und da ihre eigenen Wege gehen. Aber wir sind selten allein. Entweder gesellen sich Franco und Sonja zu unserm langsamen Treck oder dann Philip und Catherine.

            Catherine hat immer vorbereitete Sandwiches für alle dabei. Man liegt auf Tüchern auf dem Sandstrand, ob Sonne oder Nieselregen, einige gehen ins Wasser; mal reicht dir jemand ein Glace oder einen Becher Kaffee – und schliesslich gibt’s nochmals Kaffee im Restaurant, wenn es eins hat. Das ist dann «meine Zeit».

            Zu einem Felsstrand in Lizard Point geht es recht steil hinunter. Ich muss mich gehörig auf meine weissen Stöcke stützen. Unten angekommen, macht es knack! und ein Stock zerbricht, aber eben: erst unten. Thank you Lord

            Wieder oben, an einem Glacestand, entdeckt Catherine Wanderstöcke, die wir für wenig Geld sofort kaufen. Diese sind sogar besser als die alten.  Zu Hause umwickle ich sie in mühsamer Prozedur mit den alten weissen Klebebändern.

Die Autopanne

            Wir sind auf der Heimfahrt von einem Ausflug. Es ist bereits 17 Uhr. Catherine und Philip haben sich selbständig gemacht. Plötzlich hören wir seltsame Geräusche aus der Motorenhaube des Busses, die immer lauter werden und an eine Schreddermaschine erinnern, und ein Gestank von verbranntem Gummi gelangt in unsere Nasen. Sofort halten wir an und verlassen fast fluchtartig den Bus.

Franco ruft den Pannendienst an. Wir müssten etwa eine Stunde warten, heisst es. Aber daraus werden zwei, und es vergehen noch weitere zwei Stunden, während denen der Mechaniker erfolglos versucht, den Schaden an Ort und Stelle zu beheben. Aber schon kurz nach dem Halt dürfen Irene und ich und Noah, ein Enkel, mit den Engländern, die inzwischen bei uns angekommen sind, heimfahren. Für die andern wird es heute ziemlich spät. Philip holt die «Gestrandeten» mit seinem Auto ab. Der Bus werde am folgenden Tag in einer dem Ferienhaus nahen Garage repariert. – Das ergibt einen autofreien Tag. Am nächsten Abend steht der Bus tatsächlich wieder flott auf dem Parkplatz. Thank you Lord

Die Rückreise

            Aufstehen um halb sieben, Morgenessen, Haus in Ordnung bringen. Wir starten um 10.15 Uhr und rechnen mit 5 Stunden Fahrt. Der Abflug soll um 18.05 stattfinden. Die Engländer sind schon abgereist. Es ist geplant, unterwegs zu Mittag einzukehren, doch daraus wird nichts. Wir haben nur Zeit zu tanken. Dort allerdings lässt Irene aus Unachtsamkeit ihr England-Portemonnaie liegen… Dann weiter, weiter. Die Zeit wird knapp. Doch von den vier Enkeln, die immer hungrig sind, hört man kein Klagen. Wir verzehren im Fahren ein paar wenige Bisquits.

            Erst gegen 16.45 Uhr treffen wir in Gatwick ein. Wir verabschieden uns nur kurz, dann beginnt ein langer Marsch mit Koffern vom Parkhaus zum Check- in. Bei der Sicherheitskontrolle gibt’s Verzögerung. Wie ich den Kontrollbogen passiere, piepst es. Ich werde noch genauer durchleuchtet, aber man findet nichts. Auch mein Handgepäck kommt in die genauere Kontrolle. Das dauert. Aber auch das ist in Ordnung. Wir hören ein Sorry, excuse me.

Irene kauft schnell noch zwei Sandwiches, ich muss noch «schnell». Dann beginnen wir den langen Weg zum Gate. Zuerst werden wir im Zickzack durch die Ladenstrassen geführt. Dann die langen, leeren Korridore mit endlosen Laufbändern. Immer mal wieder 100 m, dann um eine Ecke und wieder 100 m, das wiederholt sich mindestens dreimal. Irene beginnt schneller zu laufen, ich kann nicht mithalten. Ziemlich atemlos beim Gate angekommen, heisst es, das sei bereits geschlossen! Schiere Verzweiflung, haben wir doch den «Abholdienst» in Kloten längst organisiert. Ein Stossgebet zum Himmel. Wie die Frau meine weissen Stöcke sieht, besinnt sie sich um und öffnet uns das Tor eigenhändig. Grosse Erleichterung! und grosses Thank you Lord!

Wir treffen als letzte Passagiere im Flugzeug ein und lassen uns erschöpft in die Sitze fallen. Nochmals 30 Minuten warten, dann wird die Tür zugezogen und die Maschine rollt an. Uff!

Hanspeter Frech

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