Just A Kiss

London, 34 Grad im Schatten. Wir flüchten uns in den neu gebauten Teil der Tate Gallery of Modern Art. Und da passiert es: Kind Nr. 3 verliert seinen Ferienbatzen. Er wollte ihn partout im Hosensack lassen, und von da muss er rausgefallen sein. Wir suchen nochmals die letzten Stationen ab – nichts. Jesus, wir brauchen ein Wunder! Traurig verlassen wir das Museum, ich denke noch: Das war wohl wieder nichts mit dem Wunder! {Am Vortag hätten wir auch eines gebraucht, als wir bei 37 Grad im Schatten vier Stunden auf das Verladen auf den Eurotunnel warten mussten, ohne irgendeine Information zu erhalten}. Kind Nr. 3 ist komplett übermüdet und kann seine Tränen nicht zurückhalten. Er legt sich im Café vor dem Museum auf den Boden und schluchzt. Kein idealer Ort, aber ich lasse ihn.

Wie es üblich ist in England, dauerte es nicht lange, bis ein besorgter Erwachsener nachfragte, ob alles in Ordnung sei. Gestern handelte es sich um einen Security Guard des Museums. Ich antwortete ihm, dass er traurig sei, weil er seinen Batzen verloren hatte. Da kam die Antwort: „But I’ve found it!“ Tatsächlich konnten wir die kleine Banknote abholen. Dankbar presste Noah sie an sein Herz und presste ein „Thank you!“ heraus, als wir am Sicherheitsmensch vorbei wieder nach draussen gingen.

Diese Gebetserhörung berührt mich, weil sie so unbedeutend erschien. (Hat Gott wirklich Zeit für sowas!?) Natürlich, fünf Pfund ist für einen 5-Jährigen, der kein Taschengeld erhält, eine grosse Sache. Entsprechend aufgeregt dachte er immer wieder laut darüber nach, wie er sie (endlich!!) ausgeben könnte. Im Supermarkt sah er eine Packung Süssigkeiten mit Erdbeeren und einer Comic-Figur und wollte diese unbedingt kaufen, ohne zu wissen, was es war. Er liess im letzten Moment davon ab. – Trotzdem, er hätte es überlebt und vielleicht dabei etwas gelernt. Aber Jesus sah diesen kleinen, müden, verzweifelten Bub, der über seinen verlorenen Ferienbatzen weinte. Er sah die Eiscrème, das kleine Auto und den Lolli, den er sich vermutlich damit kaufen wird. Und er empfand es nicht als zu unwichtig, dieses kleine, berührende Wunder zu bewirken.

An dieser Stelle könnten noch ein paar tiefgründige Gedanken zum Thema un-/erhörte Gebete geschrieben werden. Für diesmal lasse ich es und freue mich einfach für meinen Sohn, der gerade einen Kuss von Jesus erhalten hat.

2 Gedanken zu „Just A Kiss

  1. ach wie schön! Danke für diese Geschichte!Dass Jesus sich über dem kleinen verzweifelten Bub erbarmt und er den Batzen wieder bekommt das ist wunderschön und versöhnt mich mit so manchem unerhörten Gebet das ich mit mir rumtrage. Ein Kuss von Jesus. Ganz wunderbar geschrieben.

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    1. Danke, liebe Christina! Mich hat es eben auch sehr berührt. Und jetzt, wo du’s sagst: auch versöhnt mit unerhörten Gebeten. Danke für diese Sicht!

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